Samstag, Oktober 25, 2008

202. Studie: Gewalt immer noch Mittel der Erziehung (in der stationären Jugendhilfe - haben die Autoren vergessen zu bemerken)

Sehr geehrter Herr Professor Günder,

ich bin Präsidiumsmitglied des Menschenrechtsvereins Curare e.V., Köln und als solches immer wieder mit Kindern und Jugendlichen, wie deren Eltern in Heimsituationen und Jugendamt beschäftigt.

Ich habe die unten angehängte Presseinfo zugeleitet bekommen und mir auch auf der FH-Seite den entsprechenden Artikel durchgelesen (http://www.fh-dortmund.de/de/news/news/2008/10/Strafe_muss_sein__.php).

Dort wird die Überschrift klarer:

"Empirische Studie zum Umgang mit Sanktionen in Heimen und Wohngruppen

Irritierend und alarmierend: Über die Hälfte der pädagogischen Fachkräfte in Heimen und Wohngruppen ist der Ansicht, dass körperliche Gewalt als Strafe auch noch in der heutigen Heimerziehung vorkommt."

Ihr Artikel ist sehr beachtlich - und er dokumentiert, was wir immer wieder und vermehrt beobachten:

Wir wissen von Fällen, wo man in Heimen und Psychiatrien Kinder und Jugendliche einfach bei strömendem Regen vor die Tür stellte - auch im Winter bei Schnee - sie mit Neuroleptika unbekannter Couleur traktierte - mit Abschiebung nach Sibirien bedrohte und diese ohne richterlichen Beschluss fixiert. Wir dokumentieren gerade, wie ein Jugendamt mit Familienhelfern in eine x-beliebige Familie einbricht, dort alle Menschen in Sippenhaftung bedroht und so mutwillig unter dem Namen "Kindeswohlgefährdung" beginnt die Familie zu atomisieren. Solche Familienhelfer pressen dann die Vorlage eines psychologischen Gutachtens unter Bruch aller datenschutzrechtlichen Bestimmungen bei der Familie ab, diffamieren sie durch eigene Eingaben bei Gericht, hocken in der Küche und halten, kaffeetrinkend, die Menschen von der Arbeit ab, nicht ohne dann in den Berichten zu schreiben, dass die Familie weniger Zeit mit den Kindern verbrächte. Die Kinder haben bei mir angerufen und um Hilfe gebeten. In der Stadt M. in NRW stellen wir noch erstaunlichere Dinge fest: einer Familie wird die Sorge für vier Kinder entzogen, die Kinder sollen wegen Kindeswohlgefährdung mit Gewalt aus der Familie genommen werden. Seit 12/2007 passiert jedoch nichts mit Ausnahme des Colateralschadens, dass ein Junge wegen Mobbings (noch unbewiesen) auf einen Bahnwaggon stieg und so unter Aufsicht des Jugendamtes durch einen Lichtbogen im April zu Tode kam. Drei Kinder sind noch immer bei der Familie. Nun ist ein Gutachter mit der schmutzigen Arbeit befasst durch ein Gefälligkeitsgutachten - schließlich weiss man ja, was das Jugendamt erwartet - die Familie zu "erlegen" - gut dass wir herausfanden, dass er sich mit falschem Doktortitel schmückt. Jedoch, es ist noch nicht zu Ende. Die Väter, auch immer mehr Mütter werden massenweise ausgegrenzt nach Trennung und Scheidung und dadurch werden ebenso die Kinder wieder entwertet, alles unter direkter Aufsicht des Jugendamtes, immer mehr davon landen in Heimen. Ebenfalls sind Ihnen die Klagen der ehemaligen Heiminsassen bekannt. Hier geht es nicht mehr um Kindeswohlgefährdung.

Sie bemerken, dass ich zynisch geworden bin und empört. Die Situation ist für mich am ehesten vergleichbar mit der Situation der Hexenverfolgungszeit. Und dies ist kein drastischer Vergleich, denn Denunziation und Schwimmproben (gingen sie unter, waren sie unschuldig, andernfalls verbrannte man diese) kommen immer mehr an die Tagesordnung. Es stellen sich immer mehr Zustände ein, die nun auch deutlich wurden in der durch Betrug ausgelösten Bankenkrise. Wir haben auch Nachricht bekommen - und warten auf den Beweis - dass Jugendamtsmitarbeiter mit Prämien entlohnt werden für Heim- und Pflegefamilienunterbringungen. Abwegig ist dies nicht, denn Korruption wird doch in jedem Baureferat befürchtet und erwartet.

Ich will Sie dringend, als ernsthaften Forscher, anregen zum Thema zu forschen mit welchen Gewaltmechanismen Familien derzeit behandelt werden und welche Auswirkungen dies hat. Es sollte auch untersucht werden, ob hier mit Mitteln des Mobbings gearbeitet wird (http://www.dr-etzel.de/html/mobbing.html) und welche psychosozialen Folgen dies hat. Sie werden für Ihre jetzige Veröffentlichung noch genügend Prügel beziehen und daran feststellen, wie richtig Sie liegen. Wir werden Sie auch verteidigen, denn wir wissen, dass dies auch in die Tat umgesetzt wird, was Sie beschrieben!

Herzliche Gruesse und vielen Dank für Ihren Mut

Franz J. A. Romer,
Duesseldorf-
http://www.Kindesraub.de/
http://www.Curare-eV.org/

Deutsche Politik: Es reicht nicht, keine Ideen zu haben, man muss auch unfähig sein, diese umzusetzen.
Politique allemande: Il ne suffit pas de manquer d'idées, il faut aussi être incapable de les mettre en oeuvre.
German politics: It is not enough not to have any ideas, you have also to be incapable to realize them.

-----Original Message-----
From: service@idw-online.de On Behalf Of Jürgen Andrae
Sent: Friday, October 24, 2008 3:22 PM
To: service@idw-online.de
Subject: [idw] Studie: Gewalt immer noch Mittel der Erziehung

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung Fachhochschule Dortmund, Jürgen Andrae, 24.10.2008 15:06

Studie: Gewalt immer noch Mittel der Erziehung


Harte Strafen bringen wenig. Mit Gesprächen, Wiedergutmachungs- und Arbeitsauflagen reagieren Pädagogen, wenn sich Jugendliche in Heimen und betreuten Wohngruppen daneben benehmen. Irritierend: Über die Hälfte der pädagogischen Fachkräfte glaubt, dass körperliche Gewalt als Strafe dort noch vorkommt, so eine Studie der FH Dortmund.

Verbale Aggressionen, Verstöße gegen Gruppenregeln und die mutwillige Zerstörung von Sachen lassen sich junge Leute dort am häufigsten zuschulden kommen. Die Auswirkungen von Strafen sind unterschiedlich und können auch negative Reaktionen wie weitere Aggressionen auslösen.

Dies sind Ergebnisse einer empirischen Studie am Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften, bei der es um das Thema Strafen in der Stationären Erziehungshilfe ging. Unter Leitung von Prof. Dr. Richard Günder und Prof. Dr. Eckart Reidegeld waren 1280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Einrichtungen der Stationären Erziehungshilfe in Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu ihrem Umgang mit Strafen befragt worden. Die Rücklaufquote war mit 43 Prozent erstaunlich hoch.

Strafen - in der Fachsprache wird meist der Begriff "Reaktionen auf uner-wünschtes Verhalten" benutzt - sind ein heikles Thema in der Praxis der Er-ziehungshilfe. Die heutige Heimerziehung habe selbstverständlich nichts mehr mit dem Kasernenhofton und der Prügelstrafe der 50er Jahre zu tun, so Prof. Dr. Eckart Reidegeld: "Strafe ist vielmehr eher verpönt bzw. wird sehr kritisch hinterfragt".

Etwa zwei Drittel der im Rahmen der Studie Befragten waren der Auffassung, dass die pädagogischen Fachkräfte oftmals überfordert seien. Zwar meint die übergroße Mehrheit (92 %), dass sie persönlich mit der Strafpraxis gut zurechtkomme. Jedoch fühlen sich 78 % der pädagogischen Kräfte im Zusammenhang mit Strafen gelegentlich alleingelassen, ohnmächtig und hilflos.

Fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen reagiert auf Sanktionen entweder gar nicht oder wiederum mit negativem Verhalten. Haben Strafen dann überhaupt einen Sinn? "Wir gehen als Pädagogen nicht davon aus, dass man in einer straffreien Gesellschaft leben kann", so Prof. Dr. Richard Günder. Aber man müsse sich viele Gedanken darum machen, welche der Sanktionen positive Auswirkungen haben. Es gehe schließlich darum, den Kindern und Jugendlichen zu einer Einsicht zu verhelfen. Günders Fazit: "Strafe muss sein, aber sie muss sehr gut reflektiert sein".

Die Ergebnisse der Studie "Reaktionen auf unerwünschtes Verhalten in der Stationären Erziehungshilfe" waren Diskussionsgrundlage der Fachtagung "Strafe muss sein!?" in Dortmund am 21. Oktober.

Resümee des Forschungsprojektes "Reaktionen auf unerwünschtes Verhalten in der Stationären Erziehungshilfe"

- Häufigste Formen des Fehlverhaltens: verbale Aggressionen (78 %), Ver-stoß gegen Gruppenregeln (67 %), Zerstörung von Sachen (53 %), Gewalt untereinander (35 %), Schulverweigerung (32 %), Alkohol- oder Drogenmissbrauch (26 %), Diebstahl (25 %), Gewalt gegen Mitarbeiter (4 %).

- Die häufigsten Strafen: Reflexionsgespräch /Gruppengespräch (89 %), Wiedergutmachung (84 %), Arbeitsauflagen (57 %), Verstärkerprogramme (51 %), Ausschluss von Aktivitäten (45 %), Hausarrest/Ausgehverbot (44 %), Fernsehverbot (42 %) Teilnahme an bestimmten Gruppen (35 %), Täter-Opfer-Ausgleich (34 %), Taschengeldentzug (29 %) etc.

- "Taschengeldentzug" (mit 29 % relativ beliebt) ist als Sanktion problematisch, weil dies rechtlich unzulässig ist. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass dies bei den Mitarbeitern nicht hinreichend bekannt ist.

- Die Antworten auf die Frage, wie oft nach Meinung der Pädagogen heute noch körperliche Strafen angewandt würden, waren überraschend: 2,4 Prozent meinten, dies komme häufig vor. 51 % glaubten, dass Körperstrafen selten seien, nur 45 % meinten, es gebe sie gar nicht mehr.

- Reaktionen der Jugendlichen auf Strafen: einsichtig (55 %), mit positiver Verhaltensänderung (51 %), aggressiv (41 %), enttäuscht (29 %), traurig (27 %), mit Rückzug (25 %), gar nicht (10 %).

- Strafen können demnach positive, aber auch negative Auswirkungen haben. Fast die Hälfte (45 %) der Bestraften reagiert selten oder nie einsichtig. Bedenklich ist auch, dass 41 % der Befragten der Meinung sind, dass die Bestraften mit weiteren Aggressionen auf Sanktionen reagierten.

- Führt der Ruf nach Strafen zu einem Umdenken in der pädagogischen Praxis? 25 % der Befragten meinen ja, 28 % können dies nach eigener Aussage nicht beurteilen, 45 % sind sicher, dass die politische Diskussion keinen Einfluss auf die pädagogische Praxis haben werde. (Die Erhebung liegt zeitlich vor der öffentlichen Diskussion über Erziehungscamps und Strafstrategien im Kontext der Landtagswahl in Hessen.)

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Forschungsprojekte

Sachgebiete:
Gesellschaft
Pädagogik / Bildung
Politik
Psychologie


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Muss Strafe sein?

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Prof. Dr. Richard Günder

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